Cast iron

Metallographische Präparation von Gusseisen

Gusseisen hat zahlreiche Anwendungen, insbesondere in der Automobilindustrie und im Maschinenbau. Hier ist die Metallographie ein wichtiger Teil der Qualitätssicherung während der Fertigung. Erfahren Sie, wie Sie genaue metallographische Analysen von Gusseisen mit reproduzierbaren Ergebnissen durchführen.

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Haupteigenschaften von Gusseisen

Eisen ist ein besonders vielseitiges Metall. Es ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Baustoff, der für Bahnhofshallen und Markthallen, aber auch für Bürogebäude und Wohnhäuser genutzt wird.

Legiert mit Kohlenstoff und anderen Elementen bietet Eisen eine enorme Vielfalt. Der Begriff Gusseisen bezieht sich auf Eisen-Kohlenstoff-Silizium-Legierungen mit 2,5–4 % Kohlenstoff und in der Regel 1–3 % Silizium. In Grauguss liegt der Kohlenstoff als Graphit vor, in weißem Gusseisen in Form von Eisenkarbid und Legierungskarbiden.

Gusseisen zeichnet sich durch eine gute Gießbarkeit und Bearbeitbarkeit sowie ausreichende mechanische Eigenschaften aus. Aufgrund der wirtschaftlichen Vorteile wird Gusseisen in den verschiedensten Anwendungen in der Automobilindustrie, im Maschinenbau und der metallverarbeitenden Industrie verwendet. Außerdem sind bestimmte Gusseisen der bevorzugte Werkstoff für die Gehäuse von Salzwasserpumpen, die Walzen von Walzwerken und Teile von Erdbaumaschinen.

Gusseisen
Abb. 1: ADI Gusseisen, Farbätzung nach Beraha  (Verg. 500x, DIC)


Das metallographische Qualitätssicherungsverfahren für Gusseisen

Da die Morphologie von Graphit einen großen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften von Gusseisen hat, ist die metallographische Qualitätssicherung von Grauguss fester Bestandteil jedes Fertigungsverfahrens mit Gusseisen.

Das metallographische Qualitätssicherungsverfahren für Gusseisen läuft grundlegend wie folgt ab:
  • Morphologie, Größe und Verteilung von Graphit werden mit einer nicht geätzten, polierten Probe unter Verwendung von üblichen Vergleichstabellen und/oder Bildanalyse bestimmt.
  • Je nach Spezifikation wird die Probe anschließend geätzt, um das Grundgefüge zu beurteilen.

Gusseisen
Abb. 2: Gusseisen, GGG60, nicht geätzt (Verg. 200x)
Abb. 3: Gusseisen, GGG60, geätzt, 3 % Nital (Verg. 200x)

Schwierigkeiten bei der metallographischen Präparation von Gusseisen

Die größte Herausforderung bei der Präparation von Gusseisenproben ist der Erhalt von Graphit in dessen ursprünglicher Form und Größe, um eine exakte Repräsentation der Gefüge von Gusseisen zu gewährleisten.

Gusseisen
Abb. 4: Grauguss mit Lamellengraphit, unzureichend poliert (Verg. 200x)
Abb. 5: Grauguss mit Lamellengraphit, ordnungsgemäß poliert (Verg. 200x)

Unter dem Mikroskop ist der Graphit zweidimensional abgebildet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine dreidimensionale Struktur. Das bedeutet, dass ein bestimmter prozentualer Anteil von Graphit beim Schleifen und Polieren in geringer Höhe abgetragen wird und in der Matrix nur wenigHalt hat. Aus diesem Grund besteht immer die Möglichkeit, dass Graphit, insbesondere sehr große Lamellen oder Lamellenagglomerate, nicht erhalten bleiben. Das führt dazu, dass die Graphitphase nicht immer gut erkennbar oder polierbar ist.

In Temperguss kommt Graphit in Form von Rosetten oder Temperkohle vor. Diese spröde Graphitform lässt sich während der metallographischen Präparation besonders schwer erhalten.

Ein häufiger Fehler bei der Präparation ist das unzureichende Entfernen von verschmiertem Grundgefüge nach dem Schleifen, das die wahre Form und Größe von Graphit verschleiern kann. Besonders häufig kommt dies bei ferritischen und austentitischen Gusseisen vor, die zu Verformung und Kratzerbildung neigen. Bei diesen Werkstoffen ist ein sorgfältiges Diamantpolieren und Endpolieren besonders wichtig.

Die meisten routinemäßigen Beurteilung von Gusseisen mit dem Mikroskop erfolgen mit einer Vergrößerung von 100x, bei der Graphit schwarz erscheint. Zur Bestätigung, dass der gesamte Kohlenstoff erhalten ist, sind jedoch höhere Vergrößerungen erforderlich, da gut auspolierter Graphit grau ist.

Gusseisen

Abb. 6: Graphitkugeln, durch unzureichendes Polieren von verschmiertem Metall verdeckt, geätzt, 3 % Nital (Verg. 200x)
Abb. 7: Korrekt poliert, Form und Größe der Graphitkugeln sind zur Beurteilung geeignet, geätzt, 3 % Nital (Verg. 200x)

Gusseisen
Abb. 8: Gut auspolierte Graphitlamellen (Verg. 500x)

Reproduzierbarkeit trotz Zeitdruck

Unter Zeitdruck ist es häufig schwierig, einheitliche Präparationsergebnisse mit manuellen Verfahren für die metallographische Präparation und die Gefügeanalyse von Gusseisen zu erzielen. Aufgrund der Geometrie der Proben ist eine automatische Präparation nicht immer möglich. In diesem Fall besteht die Lösung darin, Testproben zu entwickeln, die für automatische Systeme geeignet sind.

Empfehlungen für das Trennen und Einbetten von Gusseisen


Trennen

  • Legierungen aus weißem Gusseisen sind sehr hart (HV 600) und lassen sich nur schwer trennen, besonders große Stücke. Trotzdem sind Diamanttrennscheiben zum Trennen von weißem Gusseisen ungeeignet. Stattdessen ist eine Trennscheibe aus kubischem Bornitrid empfehlenswert.
  • Bei großen Werkstücken ist automatisches Trennen effizienter als manuelles Trennen.
  • Zum Trennen von Gusseisen mit Graphit empfiehlt sich eine Aluminiumoxid-Trennscheibe entsprechend der Härte des Gusseisens.
Einbetten

  • Proben für die Qualitätssicherung werden normalerweise nicht eingebettet.
  • Proben für die Fehleranalyse hingegen sollten warmeingebettet werden.
  • Für weiche bis mittelharte Gusseisen eignet sich am besten ein Phenolharz (MultiFast), ist eine gute Randschärfe wichtig, sollte LevoFast (Melaminharz mit Mineral- und Glasfaserfüllstoff) verwendet werden.
  • Für härtere Gusseisen eignet sich ein Einbettmittel mit Füllstoff (DuroFast).
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Empfehlungen zum Schleifen und Polieren von Gusseisen

Nachstehend ist eine Präparationsmethode für weiße Gusseisen und Gusseisen mit Graphit Schritt für Schritt ausführlich beschrieben.

  • Zum Feinschleifen der meisten Gusseisen eignet sich am besten Diamant auf einer starren Scheibe, da die Proben dadurch sehr plan werden und sich kein Graphitrelief bildet.
  • Harte weiße Gusseisen sowie bainitische Gusseisen werden mit Diamant (MD-Piano 220) plangeschliffen und mit Diamant auf MD-Allegro feingeschliffen.
  • Weiche und mittelharte Gusseisen mit einer Ferrit-, Austenit- oder Perlit-Matrix sollten mit Siliziumkarbidfolie/-papier plangeschliffen und mit Diamant auf MD-Largo feingeschliffen werden.
  • Für Gusseisen, die während des Polierens zu Korrosionsbildung neigen, wird eine wasserfreie Diamantsuspension (DP-A) und Schmiermittel Gelb empfohlen.

Gusseisen

Tabelle 1: Präparationsmethode für weiße Gusseisen.
Als Alternative kann die DiaPro Diamantsuspension durch DP-Suspension P, 9 
µm, 3 µm bzw. 1 µm ersetzt werden, die zusammen mit DP-Schmiermittel Blau verwendet wird.

Gusseisen

Tabelle 2: Präparationsmethode für Gusseisen mit Graphit

*Falls sich der Erhalt von Graphit als sehr schwierig erweist, kann das Tuch MD-Plan zum Feinschleifen verwendet werden.
**Dieser Schritt ist optional.

Als Alternative kann die DiaPro Diamantsuspension durch DP-Suspension P, 9 µm, 3 µm bzw. 1 µm ersetzt werden, die zusammen mit DP-Schmiermittel Blau verwendet wird.

Gusseisen
Abb. 9: Grauguss, präpariert durch Feinschleifen mit Siliziumkarbidfolie/-papier, Kratzer immer noch sichtbar
Abb. 10: Grauguss, präpariert durch Feinschleifen mit Diamant auf der starren Scheibe MD-Largo, mit guter Randschärfe

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Empfehlungen zum Reinigen von Gusseisen

  • Da die meisten Gusseisen zu Korrosionsbildung neigen, muss die Reinigung schnell erfolgen und sollte immer mit kaltem Wasser durchgeführt werden. Die Probe darf jedoch nicht lange mit Wasser in Kontakt sein.
  • Es empfiehlt sich ein sorgfältiges Spülen mit Ethanol und das schnelle Trocknen in einem starken Warmluftstrom. Kommt es trotzdem zu Korrosion, darf die Probe nur mit wasserfreiem Alkohol gereinigt und gespült werden.

Empfehlungen zum Ätzen von Gusseisen

  • Proben aus Gusseisen werden zunächst nicht geätzt unter dem Mikroskop untersucht, um Form, Größe und Verteilung von Graphit sowie Gussporen zu beurteilen. Nach dieser ersten Beurteilung des Gefüges kann die Probe mit 1–3 % Nital geätzt werden, um das Gefüge weiter zu untersuchen.
  • Gusseisen mit Graphit sind für das elektrolytische Polieren ungeeignet, da das Graphit durch den Elektrolyten herausgespült würde. Ist jedoch nur eine schnelle Identifizierung des Gefüges einer Matrix gefragt, können hierzu auch elektrolytisches Polieren und Ätzen verwendet werden.

Für die Farbätzung eignen sich die folgenden Beraha-Reagenzien, die entsprechend der jeweiligen Legierung modifiziert werden können:
1000 ml Wasser
200 ml Salzsäure
24 g Ammoniumbifluorid
Zu 100 ml dieser Stammlösung wird 1 g Kaliumdisulfit gegeben

Gusseisen
Abb. 11: ADI Gusseisen, geätzt mit 3 % Nital, polarisiertes Licht (Verg. 200x)

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Zusammenfassung

Gusseisen sind Eisenlegierungen mit in der Regel 2,5–4 % Kohlenstoff und 1–3 % Silizium. Das Hauptproblem bei der metallographischen Präparation von Gusseisen ist der Erhalt der wahren Form und Größe von Graphit in Lamellen, Kugeln oder nach Tempern. Insbesondere Gusseisen mit weicher Ferrit-Matrix neigen zum Verschmieren, zu Verformung und Kratzerbildung.

Beim Schleifen wird die Matrix über den Graphit geschmiert, sodass die wahre Form des Graphits nicht erkennbar ist, es sei denn, dem Schleifen folgt ein sehr sorgfältiges Diamantpolieren. Aus diesem Grund empfiehlt sich ein Planschleifen mit Siliziumkarbidfolie/-papier, gefolgt von Feinschleifen und Polieren mit Diamant. Ein kurzes Endpolieren mit kolloidalem Siliziumdioxid ist optional.

 

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